FR-Reporterin Kathrin Rosendorff gewinnt 3. Platz beim Hessischen Journalistenpreis 2022
„Kriegsfolgen“ lautete das Jahresthema bei der Ausschreibung des Hessischen Journalistenpreises 2022. Gesucht wurden journalistische Beiträge aller Genres und Sparten, die die Folgen des Krieges in und für Hessen beleuchten – ob auf sozialer, gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Ebene. FR-Reporterin Kathrin Rosendorff belegte mit ihrem Beitrag „Ich habe die Flucht auf mich genommen, um meine Familie zu retten“ vom 7. April 2022 den dritten Platz. Ihre Reportage handelt von der 98-jährigen Ukrainerin Alexandra Kosiakova, die mit Tochter, Enkelin, Urenkelin und ihrem Hund Anfang März aus der Ukraine nach Deutschland flüchtete – einem Land, das sie bisher nur aus dem Zweiten Weltkrieg kannte.
Die Nationalsozialisten hatten Kosiakova als 19-Jährige im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Seitdem war sie nie mehr hier gewesen – bis zum russischen Angriff auf die Ukraine. Allein hätte sie gar nicht fahren wollen. „Ich habe die Flucht auf mich genommen, um meine Familie zu retten“, sagt sie der Reporterin: ihre Tochter, die Enkelin und die zehnjährige Urenkelin, die nun alle mit ihr in Frankfurt sind.
Kathrin Rosendorff habe dem Thema des diesjährigen Wettbewerbs in überzeugender Weise entsprochen, so die Jury. Das läge auch an Alexandra Kosiakova, die sich als Zeugin der Kriegsschrecken im 20. und 21. Jahrhundert als ergreifende alte Dame und kluge Gesprächspartnerin von Format erwiesen habe. „Ganz besonders liegt es aber an der Autorin selbst. Mit einfühlsamen, auf gründlicher Recherche fußenden Fragen bringt sie die Urgroßmutter, die mit Tochter, Enkelin, Urenkelin und Hündchen aus Kiew geflohen ist, zum Sprechen und Erzählen“, war sich die sechsköpfige Jury einig.
Die Preisverleihung des Hessischen Journalistenpreises 2022 fand am 11. Oktober im Stadion am Bieberer Berg in Offenbach statt. Vor rund 70 Gästen aus Medien und Gesellschaft wurden die Preisträgerinnen, in diesem Jahr allesamt Frauen, verkündet. Der erste Preis ging an Diana Deutschle vom Hessischen Rundfunk für ihren Film „Geboren im Krieg – ein Wunschkind aus Kiew“. Den zweiten Platz belegte Theresa Weiß von der F.A.Z. für ihren Beitrag „Leere Teller“. Die Auszeichnung für Kathrin Rosendorffs dritten Platz, der mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert ist, nahm Thomas Kaspar, Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, stellvertretend für seine verreiste Mitarbeiterin entgegen. Einen Sonderpreis erhielt außerdem Yvonne Backhaus-Arnold vom Hanauer Anzeiger, die dem Thema mit gleich zwei großen Artikeln („Angekommen – und dankbar“ sowie „Ein neues Zuhause“) viel Platz eingeräumt habe.
Hier geht es zur ausgezeichneten Reportage: „Ich habe die Flucht auf mich genommen, um meine Familie zu retten“
Bildquelle: Peter Jülich
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Als Auszeichnung für unabhängigen Qualitätsjournalismus ist der Hessische Journalistenpreis Symbol der Verantwortung, des Wertes und Nutzens der Presse. Der Preis würdigt publizistische Arbeit, der es gelingt, die Bedeutung regionaler Berichterstattung herausragend zu dokumentieren. Der Hessische Journalistenpreis, dotiert mit einem Preisgeld von insgesamt 10.000 €, wurde bereits zum 17. Mal von der Sparda-Bank Hessen eG in Kooperation mit dem DJV Hessen verliehen. In der hochkarätigen Jury sitzen neben dem Vorsitzenden Prof. Dr. Heiner Boehncke auch Knud Zilian (DJV), Hilmar Börsing, Werner D’Inka, Prof. Bascha Mika und Peter Hoffmann.
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